2015-07-28 Abschied Herr Pöhm und Frau Hetzl
Mit einer äußerst liebevoll gestalteten Feier hat die Schulfamilie Otting-Wonneberg ihren Rektor Emmerich Pöhm und dessen Stellvertreterin Gisela Hetzel in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet. Im Rahmen eines Märchens erinnerten Kollegen und Schüler an die schönsten, lustigsten und kuriosesten Erlebnisse im Schulalltag der beiden beliebten Lehrkräfte.
„Es waren einmal zwei Schulreiche, Otting und Wonneberg. Diese verbündeten sich vor langer Zeit zu einem Schulkönigreich mit zwei Schlössern ...“ - mit diesen Worten begann die Erzählung. Gisela Hetzel, im Märchen nur als „Königin“ bezeichnet, gehörte dem Schulverband seit 1987 an; so lange wie keine andere Lehrkraft. Anfangs unterrichtete sie noch in der alten Schule in St. Leonhard, ehe sie nach Otting wechselte. Dort übernahm sie zunächst die Leitung von fünften und sechsten Klassen. Erst später unterrichtete Gisela Hetzel ausschließlich Erst- und Zweitklässler. Ihre Liebe zu Theater und Musik – sie studierte schon mit den Jüngsten kleine Aufführungen ein, lehrte den Buben und Mädchen das Spiel auf der Blockflöte und organisierte alljährlich die Schulkonzerte – fanden in dem Märchen auf charmant-humorvolle Art und Weise ebenso Erwähnung wie die Einrichtung der Schulküche, an der Gisela Hetzel maßgeblich beteiligt war, oder ihre anfängliche Skepsis gegenüber dem Computer. Seit 2005 war Gisela Hetzel auch stellvertretende Schulleiterin.
„König“ Emmerich Pöhm kam 2009 an die Grundschule in St. Leonhard. Ihm ging es in dieser Zeit nicht nur um die reine Vermittlung von Wissen, sondern vor allem um die Förderung des sozialen Aspekts, um die Gemeinschaft, den Zusammenhalt und das Miteinander. Gemeinsam mit den Buben und Mädchen legte er im Schulwald einen Lehrpfad an und baute mit ihnen ein Insektenhotel. Auch zahlreiche Pausengeräte wurden auf Pöhms Initiative hin angeschafft. Riesigen Spaß hatten Kinder und Lehrer jeweils am Unsinngen Donnerstag, wenn sich auch der Schulleiter, verkleidet als Ritter, Pirat oder Hase mit langen Schlappohren, ausgelassen unter das kleine Faschingsvölkchen mischte. Für Schmunzeln und Lachen sorgte die Episode, als Emmerich Pöhm während des Zeugnisschreibens tief in der Nacht im Schulhaus Besuch von der Besatzung einer Polizeistreife erhielt, die annahm, im Schulhaus sei eingebrochen worden. Mit bekannten Liedern und heiteren Darbietungen untermalten die kleinen und größeren Kinder die Episoden aus dem Schulleben der beiden Lehrer. Hetzel und Pöhm – auf bequemen Stühlen in der ersten Reihe platziert, wie es sich für „Herrscher“ geziemt – lachten herzhaft über die gekonnte Präsentation und die alten Fotos, die zahlreiche Erinnerungen wach riefen.
Stellvertretend für alle Kollegen ergriff Karin Kahnert das Wort. Sie dankte Gisela Hetzel und Emmerich Pöhm für deren Begeisterung, Elan, Ideen und Tatkraft, mit denen sie sich für die gesamte Schulfamilie eingesetzt haben. „Mit Liebe und Hingabe habt ihr bei den Kindern Neugier und Wissensfreude geweckt. Schwächen seid ihr mit Herzlichkeit und Ermutigung begegnet“, betonte die Lehrerin.
In seiner Funktion als Vorsitzender des Schulverbands wünschte Wonnebergs Bürgermeister Martin Fenninger den scheidenden Lehrkräften für ihren neuen Lebensabschnitt viel Schwung, eine gute Gesundheit und die Verwirklichung zahlreicher Pläne. Auch er würdigte das große Engagement von Gisela Hetzel und Emmerich Pöhm, die das Schulleben in Otting und Wonneberg in der Vergangenheit entscheidend mitgeprägt hätten. „Elternhaus, Kindergarten und Schule sind wichtig für die Entwicklung unserer Kinder. Wenn alle drei an einem Strang ziehen – und das ist bei uns der glückliche Fall – dann kommt eine hervorragende Jugend nach, auf die wir stolz sein können“, bekräftigte der Gemeindechef. Gleichzeitig hieß er Maria Hipf als neue Schulleiterin herzlich willkommen: „Sie sind genau die Richtige für unsere wunderbare Schule.“
Elternbeirats-Vorsitzende Tina Poller verzichtete auf eine Rede. Sie und ihre Kolleginnen vom Elternbeirat dankten den beiden Lehrkräften musikalisch; beim Schulleiter, der eine Vorliebe für rockige Klänge hat, passend zur Melodie des „Queen“-Klassikers „We will rock you“.
Schulrat Klaus Biersack würdigte die Zuverlässigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Loyalität, mit der Gisela Hetzel ihren Dienst versehen und mit großem Einsatz viele kleine und große Neuerungen geschaffen habe. Den studierten Germanisten, Historiker, Soziologen, Theaterwissenschaftler und Psychologen Pöhm bezeichnete Biersack als „unkonventionellen, kantigen und engagierten Vollblutpädagogen“. Beide hätten ein großes Herz für Kinder. „Und das ist das Allerwichtigste in unserem Beruf“, hob der Schulrat hervor und überreichte unter dem lautstarken Protest der Buben und Mädchen die Entlassungsurkunden.
Emmerich Pöhm lobte Schüler und Kollegen für die beeindruckende Abschiedsfeier: „Ich schließe euch alle in die Arme.“ Aufrichtig dankte er den Verantwortlichen des Schulverbands für die reibungslose Zusammenarbeit und den starken Rückhalt. „Man weiß, man ist nicht allein.“ An die Buben und Mädchen, die er als auch Gisela Hetzel eine große Bereicherung in ihrem Leben nannten, appellierte er, sich auch weiterhin mit Achtsamkeit, Freundlichkeit und Mitgefühl zu begegnen. Es sei ihm immer wichtig gewesen, Gefühl und Leidenschaft in den Unterricht einfließen zu lassen. „Denn im Hirn bleibt das am besten hängen, was mit einer gewissen Emotionalität rüber gebracht wurde“, sagte der Schulleiter und sprang mit einem großen Satz von der Bühne – ein Privileg, das an diesem Vormittag ausschließlich ihm vorbehalten blieb.
Bevor zwei Buben die scheidenden Lehrer stolz zum Stehempfang führten, übergab Pöhm den symbolischen Schlüssel für die Schule, an seine Nachfolgerin Maria Hipf.
(Verfasst von Michaela Aßmann)